Unbezahlte Care-Arbeit

  • Frauen leisten den Hauptanteil bei der Sorgearbeit: Täglich verbringen Frauen in Österreich doppelt so viel Zeit mit unbezahlten Care-Tätigkeiten wie Männer. Frauen in Österreich leisten täglich fast doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer – im Schnitt 43 % mehr Zeit für Kinderbetreuung, Pflege, Haushalt und ehrenamtliche Tätigkeiten
  • Der Gender-Care-Gap beginnt früh: Schon im Kindesalter zeigen sich Unterschiede. Am größten ist er bei Frauen zwischen 30 und 34 Jahren.
  • Vielfältige Folgen: Mehrfachbelastung, Stress, Karrierehemmnisse, finanzielle Nachteile, geringere wirtschaftliche Sicherheit und ein erhöhtes Risiko für Altersarmut.
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Warum das Thema wichtig ist

  • Wirtschaftlich relevant: Würde unbezahlte Care-Arbeit entlohnt, hätte sie einen enormen volkswirtschaftlichen Wert – Schätzungen zufolge mehrere Milliarden Euro jährlich.
  • Ungleich verteilt: In Österreich (wie in vielen anderen Ländern) leisten überwiegend Frauen diese Arbeit – oft zusätzlich zu einer bezahlten Erwerbstätigkeit („Doppelbelastung“).
  • Folgen für Einkommen und Pension: Wer viel unbezahlte Care-Arbeit übernimmt, hat oft weniger Zeit für Erwerbsarbeit, verdient weniger und erwirbt weniger Pensionsansprüche.
  • Gesellschaftliche Unsichtbarkeit: Da Care-Arbeit nicht bezahlt wird, wird sie häufig nicht als „richtige Arbeit“ anerkannt, obwohl sie für das Funktionieren von Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar ist.

Zusammenhang mit Gleichstellung
Mehr Anerkennung, faire Verteilung zwischen den Geschlechtern und politische Rahmenbedingungen (z. B. leistbare Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, Väterkarenz) sind entscheidend, um die ungleiche Verteilung von Care-Arbeit zu verringern – und langfristig auch Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern abzubauen.

Was bedeutet „Gender-Care-Gap“?

Der Gender-Care-Gap beschreibt den Unterschied zwischen Männern und Frauen beim zeitlichen Umfang unbezahlter Sorgearbeit. Der Begriff stammt aus dem Englischen: Gender = Geschlecht, Care = Fürsorge.

Unbezahlte Care-Arbeit umfasst Tätigkeiten wie:

  • Kinderbetreuung
  • Pflege von Angehörigen
  • Hausarbeit
  • Ehrenamt
  • weitere familiäre Unterstützungsleistungen

In Österreich beträgt der Gender-Care-Gap 43 % (Stand 2024) – Frauen übernehmen also fast doppelt so viel Sorgearbeit wie Männer. Diese Ungleichverteilung ist kein rein österreichisches Phänomen:

  • EU-weit leisten Frauen im Durchschnitt mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer.
  • Österreich (43 %) und Deutschland (44,3 %) liegen im europäischen Mittelfeld.
  • Kroatien und Griechenland haben die höchsten Werte: Frauen leisten hier rund dreimal so viel Care-Arbeit wie Männer.
  • Schweden, Belgien, Schweiz liegen etwas unter dem österreichischen Wert, jedoch übernehmen auch hier Frauen den Großteil der Sorgearbeit.
  1. Traditionelle Geschlechterrollen: Stereotype Vorstellungen über „typische“ Aufgaben von Frauen und Männern verfestigen die ungleiche Verteilung.
  2. Einkommensunterschiede: Da Frauen im Schnitt weniger verdienen, erscheint es für Familien oft finanziell sinnvoller, wenn die Frau Sorgearbeit übernimmt.
  3. Fehlende Infrastruktur: Zu wenige leistbare und flächendeckende Betreuungs- und Pflegeangebote führen dazu, dass Frauen häufiger in Teilzeit arbeiten, um zusätzlich Care-Aufgaben zu übernehmen.

Es gibt zwei Berechnungsarten:

  1. Overall-Gender-Care-Gap:
    • Misst die durchschnittliche tägliche Zeit für Care-Arbeit in der gesamten Bevölkerung ab 10 Jahren.
    • Bezieht auch Menschen ein, die keine Care-Arbeit leisten.
    • Ergebnis für Österreich: 71 % – unter anderem, weil deutlich mehr Männer als Frauen überhaupt keine Care-Arbeit übernehmen.
  2. Gender-Care-Gap (aktive Gruppe):
    • Vergleicht nur Männer und Frauen, die tatsächlich Sorgearbeit leisten.
    • Zeigt, wie viel mehr Zeit Frauen im Vergleich zu Männern aufwenden.
    • Ergebnis für Österreich 2024: 43 %.