
Körper und Psyche
Gesundheit hat ein Geschlecht. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass nicht alle Menschen die gleichen Chancen auf ein gesundes Leben haben. Menschen mit niedrigerem Bildungsniveau, geringem Einkommen oder unsicheren Lebensverhältnissen sind deutlich häufiger von gesundheitlichen Belastungen betroffen. Auch das Geschlecht spielt dabei eine zentrale Rolle: Frauen erleben andere gesundheitliche Herausforderungen als Männer – etwa durch geschlechtsspezifische Hormonverläufe, eine höhere Rate an psychischen Erkrankungen oder die Belastung durch Mehrfachrollen (z. B. Erwerbsarbeit und unbezahlte Care-Arbeit). Gleichzeitig ist der Zugang zu Gesundheitsversorgung nicht immer geschlechtergerecht – typische Symptome bei Frauen werden teils übersehen oder fehlinterpretiert.
Frauen in Österreich sind psychisch überdurchschnittlich belastet – strukturell bedingt durch sozioökonomische Unterschiede, gesellschaftlichen Druck und Gewalterfahrungen. Die Kombination aus höherer Anfälligkeit für Depression, Angst und Essstörungen, plus unzureichender Versorgung stellt einen kritischen Handlungsbedarf dar.
Überblick: Häufigkeit & Risiken bei Frauen in Österreich
- Depressionen, Angststörungen, Essstörungen, affektive Psychosen betreffen Frauen etwa 2–3‑mal häufiger als Männer. Essstörungen sind nach Schätzungen zu 95 % bei Frauen und Mädchen vertreten (OTS.at, fem-men.at).
- Der Frauengesundheitsbericht 2022 zeigt: Psychische Erkrankungen machen rund 15 % der Krankheitslast bei Frauen aus (bei Unter‑20‑Jährigen sogar 27 %) (Vienna).
- Etwa zwei Drittel der Psychopharmaka werden an Frauen verschrieben (OTS.at).
Soziale & strukturelle Belastungen
- Gender-basierte Ungleichheiten—wie Care‑Arbeit, Teilzeitjobs, Gender‑Pay‑Gap, Körperdruck durch Medien—belasten Frauen besonders und erhöhen das Risiko psychischer Erkrankungen (Vienna).
- Gewalterfahrungen, z. B. physische, sexuelle oder psychische Gewalt, verdoppeln bis verdreifachen das Risiko von Depressionen und Trauma-bedingten Erkrankungen (OTS.at).
- Frauen im höheren Lebensalter sind oft übersehen: Einsamkeit, finanzielle Unsicherheit oder Verlust erfahren oft keine medizinische Aufmerksamkeit, obwohl Stressfaktoren dort stark wirken (PsyOnline).
Lebenserwartung vs. Lebensqualität
- Frauen leben im Schnitt 83,7 Jahre, verbringen jedoch etwa 19,3 Jahre in mittelmäßig bis schlechter Gesundheit (bei Männern ca. 16,2 Jahre in schlechterem Gesundheitszustand) (OTS.at).
- Psychische Erkrankungen sind dabei eine der Hauptursachen für Krankheitsjahre vor allem bei jüngeren Frauen unter 20 Jahren (Vienna).
Versorgungslage & Handlungsbedarf
- Trotz guter theoretischer Versorgung klaffen in der Praxis große Lücken: lange Wartezeiten, finanzielle Hürden, regionale Unterschiede – besonders im Bereich Psychotherapie (OTS.at, PsyOnline).
- Der Berufsverband Österreichischer Psycholog*innen (BÖP) fordert:
- Geschlechtersensible Forschung und Diagnostik
- Niedrigschwelliger, leistbarer Zugang zu Psychotherapie
- Ausbau frauenspezifischer Angebote für alle Lebensphasen (OTS.at)
Weiterlesen:
https://www.frauengesundheitszentrum-salzburg.at/psychische-gesundheit/
https://www.selbsthilfe-salzburg.at/selbsthilfegruppen/selbsthilfegruppen-im-ueberblick/alle-selbsthilfegruppen/18-psychische-erkrankungen/aha-angehoerige-helfen-angehoerigen-psychisch-erkrankter-menschen
https://www.boep.or.at/aktuelles/detail?news_item_id=6656f7293c15c866b60009e8