Kluge Köpfe

Es gibt zahlreiche Wissenschaftlerinnen, deren Beiträge jahrzehntelang übersehen, unterschätzt oder Männern zugeschrieben wurden. Viele dieser Frauen haben bedeutende Entdeckungen gemacht, jedoch kaum Anerkennung erhalten – ein Phänomen, das als „Matilda-Effekt“ bekannt ist.

Was ist der Matilda-Effekt?

Der Begriff wurde nach der US-amerikanischen Frauenrechtlerin Matilda Joslyn Gage benannt. Er beschreibt die systematische Unsichtbarmachung von Frauen in der Wissenschaft, während männliche Kollegen oft die Lorbeeren ernten. Beispiele vergessener Wissenschaftlerinnen:

Lise Meitner 1

lise meitner (1878 – 1968)

  • Mitentdeckerin der Kernspaltung.
  • Der Nobelpreis 1944 ging nur an Otto Hahn – sie wurde übergangen, obwohl sie die theoretische Erklärung lieferte.
  • Später wurde sie als „Mutter der Atombombe“ bezeichnet – obwohl sie deren militärischen Einsatz ablehnte.
Rosalind Franklin 1

Rosalind Franklin (1920–1958)

  • Erstellte die entscheidenden Röntgenbilder für die Entdeckung der DNA-Doppelhelix.
  • Ihre Arbeiten wurden von Watson und Crick genutzt, ohne dass sie erwähnt wurde.
  • Erst posthum wurde ihre Leistung anerkannt.
Ada Lovelace 1

Ada Lovelace (1815–1852)

  • Entwickelte das erste Computerprogramm (für die mechanische Rechenmaschine von Charles Babbage).
  • Sie wurde lange nur als „Assistentin“ betrachtet – heute gilt sie als Pionierin der Informatik.

Nettie Stevens (1861–1912)

  • Entdeckte, dass das Geschlecht von Lebewesen durch die X- und Y-Chromosomen bestimmt wird.
  • Ihre Entdeckung wurde später vor allem ihrem Kollegen Thomas Morgan zugeschrieben.

Jocelyn Bell Burnell (*1943)

  • Entdeckte Pulsare als junge Doktorandin – den Nobelpreis erhielt ihr Professor.
  • Sie engagiert sich bis heute für mehr Sichtbarkeit von Frauen in der Physik.

Warum wurden diese vielen Frauen vergessen?

  • Patriarchale Strukturen an Universitäten und Forschungseinrichtungen.
  • Fehlende Veröffentlichungsmöglichkeiten für Frauen.
  • Kulturelle Rollenzuschreibungen, die Frauen als „nicht wissenschaftlich“ betrachteten.
  • Historische Quellenlage, die Männer bevorzugte.

Erfinderinnen

Frauen haben im Laufe der Geschichte viele bedeutende Erfindungen gemacht – oft gegen gesellschaftlichen Widerstand. Hier sind einige beeindruckende Beispiele von Erfinderinnen, deren Ideen die Welt verändert haben:

  • Entdeckte Polonium und Radium, erforschte die Radioaktivität.
  • Entwickelte mobile Röntgeneinheiten im Ersten Weltkrieg („Petites Curies“).
  • Erste Frau mit zwei Nobelpreisen (Physik und Chemie).
  • Entwickelte die erste mechanisch betriebene Spülmaschine, weil sie das gute Porzellan nicht durch Dienstboten beschädigt wissen wollte.
  • Ihre Erfindung wurde zur Grundlage moderner Spülmaschinen.
  • Patentierte die erste Außen-Feuertreppe aus Metall, ein bis heute gültiges Sicherheitskonzept in Städten weltweit.
  • Entwickelte eine Maschine, die flache Papierböden herstellte – die Grundlage für heutige Papiertüten.
  • Sie musste vor Gericht nachweisen, dass sie selbst die Erfinderin war.
  • Schauspielerin und Erfinderin! Entwickelte mit George Antheil eine Technik, um Funksignale vor dem Abhören zu schützen.
  • Dieses Prinzip ist die Grundlage für WLAN, Bluetooth und GPS.
  • Patentierte den ersten funktionalen Scheibenwischer – zunächst belächelt, heute unverzichtbar.
  • Entwickelte ein Punktesystem zur Bewertung des Gesundheitszustands von Neugeborenen – weltweit im Einsatz.
  • Hat Millionen von Leben gerettet.
  • Entwickelte Kevlar, eine faserverstärkte Kunstfaser, die fünfmal stärker ist als Stahl – verwendet in Schutzwesten, Helmen, Raumfahrt usw.
  • Wegbereiterin der mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19.
  • Wurde für ihre Pionierarbeit lange nicht ernst genommen – heute weltberühmt.

Diese Beispiele zeigen: Frauen haben mit Kreativität, Mut und Ausdauer die Welt verändert. Viele ihrer Erfindungen sind heute selbstverständlich, wurden aber lange nicht ausreichend gewürdigt. In den letzten Jahren gibt es zahlreiche Initiativen, um vergessene Frauen in der Wissenschaft sichtbar zu machen, z. B.:

  • Ausstellungen und Bücher (z. B. „Unsichtbare Frauen“, „Rebel Girls“),
  • Wikipedia-Projekte („Women in Red“),
  • Schulprojekte und Gedenktage.

Diese Geschichten zeigen: Wissenschaft war nie männlich – sie wurde nur so dargestellt. Es ist an der Zeit, das historische Narrativ zu korrigieren und die Leistungen vergessener Wissenschaftlerinnen angemessen zu würdigen.

Erfinderinnen Wissenschaftlerinnen 1

Beispiele österreichische Wissenschaftlerinnen und Erfinderinnen

Naturwissenschaften & Medizin

Lise Meitner 1

lise meitner (1878 – 1968)

  • Physikerin, in Wien geboren. Trug maßgeblich zur Entdeckung der Kernspaltung bei (gemeinsam mit Otto Hahn), wurde jedoch beim Nobelpreis übergangen.

Marietta Blau (1894–1970)

  • Physikerin, Pionierin in der Teilchendetektion mittels photographischer Platten, trug zur Entwicklung der Kernphysik bei.
Friederike Mayroecker 1

Friederike Mayröcker (nicht Wissenschaftlerin, aber künstlerisch prägend)

  • hier nur erwähnt, um Abgrenzung zu zeigen; keine naturwissenschaftliche Arbeit, aber oft fälschlich in Listen geführt.

Margarete Susman

  • Philosophin und Autorin, in Zürich geboren, aber in Wien tätig, wirkte auch auf naturwissenschaftlich-philosophische Debatten.

Technik & Erfindungen

Hedy Lamarr 1

Hedy Lamarr (1914–2000)

  • Schauspielerin und Erfinderin, in Wien geboren. Entwickelte gemeinsam mit George Antheil das „Frequenzsprungverfahren“ – eine Technik, die später Grundlage für WLAN und Bluetooth wurde.

Margarete Schütte-Lihotzky (1897–2000)

  • Architektin und Designerin, bekannt für die „Frankfurter Küche“, ein Vorläufer moderner Einbauküchen.

Chemie & Pharmazie

Grete Mostny 1

Grete Mostny (1914–1991)

  • Ethnologin und Anthropologin, aus Linz, später in Chile tätig. Bedeutend in Museums- und Anthropologieforschung.
Herta Worell 1

Herta Worell

  • Pharmazeutin, leistete Beiträge zur Arzneimittelentwicklung (weniger bekannt, aber in Fachkreisen geschätzt).

Geistes- & Sozialwissenschaften mit naturwissenschaftlichem Einfluss

Ilse C Gebeshuber 1

Ilse C. Gebeshuber

  • Physikerin, spezialisiert auf Nanotechnologie und Bionik, international aktiv.

Rosa Mayreder (1858–1938)

  • Feministin, Schriftstellerin und Sozialwissenschaftlerin, die auch in Bildungsreformfragen mit naturwissenschaftlichen Argumenten arbeitete.