Status Quo der Gleichstellung weltweit

Faktische Gleichstellung zwischen Männern und Frauen ist Gebot und international gewährleistetes Recht. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang die UN-Frauenrechtskonvention (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women, kurz CEDAW), die zu den meist unterzeichneten völkerrechtlichen Vertragswerken zählt. Durch viele einzelstaatliche Vorbehalte wird ihre Rechtswirkung allerdings abgeschwächt. Sie wurde 1982 von Österreich ratifiziert und ihre ersten vier Artikel stehen hierzulande sogar im Verfassungsrang. CEDAW verpflichtet zu einer aktiven Gleichbehandlungspolitik. Sie sieht vor, dass alle diskriminierenden Rechtsvorschriften aufzuheben sind und Maßnahmen gegen real existierende Vorschriften, Bräuche und Praktiken zu setzen sind, die der Gleichheit der Geschlechter im Weg stehen.

Unter dem Titel Gender Mainstreaming verfolgt die Europäische Union seit der Amsterdamer Revision der Verträge im Jahr 1999 das Ziel, Gleichstellung als Querschnittsmaterie in allen Politikfeldern und auf allen Ebenen voranzutreiben. Als Rechtsgrundlage sieht Artikel 8 des Vertrages über die Arbeitsweise der EU vor: „Bei allen ihren Tätigkeiten wirkt die Union darauf hin, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern.“ 

Gleichstellung Weltweit 3

Die globale Gleichstellung entwickelt sich eher langsam, wenn das derzeitige Tempo beibehalten wird, ist folgender Zeithorizont zu erwarten: 100+ Jahre bis zur vollständigen Gleichstellung bei wirtschaftlicher Teilhabe und politischer Vertretung.

  • Unterschiede bei der Gleichstellung von Männern und Frauen gibt es besonders in drei Bereichen: Politische Teilhabe, Bildung und Gesundheit, wirtschaftliche Beteiligung
  • Globaler Gender Gap: Laut Weltwirtschaftsforum (Global Gender Gap Report 2025) ist weltweit 68,8 % des Gender Gaps geschlossen – ein leichter Anstieg um 0,3 %-Punkte gegenüber 2024 (World Economic Forum, World Economic Forum). Vollständige Gleichstellung würde bei Fortschritt in diesem Tempo etwa 123 Jahre dauern (World Economic Forum).
  • Länder wie Island, Norwegen, Schweden und Neuseeland zählen regelmäßig zu den Top-Plätzen. (World Economic Forum, Statista, World Economic Forum), dagegen weisen Länder wie Jemen, Pakistan oder Teile des Nahen Ostens extrem große Gender-Gaps auf. (Statista).
  • Regionen wie Europa (76,3 % geschlossen) und Lateinamerika/Karibik (74,3 %) liegen an der Spitze, während Naher Osten/Nordafrika (62,6 %) und Südasien deutlich hinterherhinken. (World Economic Forum) Beispiele: Japan rangiert 2024 auf Platz 118 von 146 im WEF-Index – schwache Werte in Politik, Wirtschaft und Lohnungleichheit trotz hoher Bildungsstandards. (Reddit) Indien hat ca. 64 % des Gaps geschlossen, liegt jedoch bei wirtschaftlicher Teilhabe nur bei etwa 36 % – politische Repräsentation bei unter 26 %. (World Economic Forum, World Economic Forum)

Wirtschaftlicher Bereich (Arbeit, Führungspositionen): Rund 58 % des Gaps geschlossen – aber Fortschritte verlangsamen sich. (World Economic Forum) Frauen sind weltweit immer noch in Führungspositionen unterrepräsentiert und verdienen im Schnitt deutlich weniger.

  • Managerinnen: Nur 30 % aller Führungspositionen sind heute mit Frauen besetzt – bei heutiger Entwicklung wird Gleichstellung hier erst in etwa 100 Jahren erreicht (unstats.un.org).
  • Lohnungleichheit: Im OECD-Durchschnitt beträgt der Gender Pay Gap 2023 etwa 11 – 11,5 % – Frauen verdienen also nur rund 89 Cent pro Euro eines Mannes (OECD).
  • Pensionen: Im OECD-Schnitt liegt der Gender Pension Gap bei 26 %, also deutliche Rentenungleichheit (Wikipedia).
  • Unbezahlte Care-Arbeit: Frauen leisten global im Schnitt 2,5 Mal so viele Stunden unbezahlte Pflege- und Haushaltsarbeit wie Männer (Wikipedia).

Der Gender Gap kostet die globale Wirtschaft massiv: eine Schließung könnte das Welt-BIP um über 20 % steigern – laut Weltbank eine entscheidende Wachstumschance. (Reuters) In der EU könnte Gleichstellung bis 2050 ein zusätzliches Wachstum von 9,6 % pro Kopf bringen. (Wikipedia)

Politische Macht: Nur etwa 22 % des Gaps sind geschlossen. Global beträgt der  Frauenanteil bei der politischen Teilhabe bei ca. 26 % Parlamentarierinnen und rund 23 % Ministerinnen weltweit. (Wikipedia)

  • Global liegt der Frauenanteil in Nationalparlamenten bei ca. 24–26 %, je nach Quelle und Jahr. (Wikipedia)
  • Nur wenige Länder haben 50 % oder mehr Frauen in der Regierung – etwa Nicaragua, Chile, Deutschland, Finnland, Spanien, Liechtenstein. (Wikipedia)
  • Parlamente: Weltweit beträgt der Frauenanteil in Nationalparlamenten im Schnitt nur ca. 27 % (laut aktueller Studie 2025; zuvor lag er um 24 % – 25 %) (Financial Times, unstats.un.org).

Die geschlechterbezogenen Unterschiede bei Bildung (~95 % geschlossen) und Gesundheit (~96  %) sind nahezu aufgehoben – deutliche Fortschritte in vielen Ländern durch gezielte Programme und Projekt. (World Economic Forum)

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Derzeitige Herausforderungen weltweit

Rückbau von Rechten: In Ländern wie Afghanistan, im Iran und in einigen Teilen der USA kommt es zu drastischen Einschränkungen für Frauenrechte (etwa Bildung, Zugang zu Jobs, Gesundheitsversorgung) (Financial Times). Dringend erforderlich sind daher ein politischer Wille, strukturelle Reformen, Investitionen in Care-Infrastruktur und Bewusstseinsbildung, um das Momentum zu beschleunigen und weitere Rückschläge zu verhindern.