
Status Quo der Gleichstellung in Österreich
Gleichstellung von Frauen und Männern in Österreich
In Österreich gibt es Kritik an der Umsetzung von Gender Mainstreaming. Das bedeutet: Bei allen politischen Entscheidungen soll man darauf achten, dass Frauen und Männer gleich behandelt werden. Viele Menschen sagen: In Österreich funktioniert das nicht gut. Ein Grund dafür: Es gibt keinen klaren Plan für das ganze Land, wie man Gleichstellung erreichen soll. Außerdem fühlen sich oft keine Personen oder Stellen wirklich verantwortlich. Gender Budgeting ist eine Methode, bei der das Geld im Staat so verteilt wird, dass Frauen und Männer gerecht behandelt werden. Auch das funktioniert in Österreich noch nicht sehr gut.
Im Jahr 1998 hat Österreich ein Ziel in die Verfassung geschrieben: Frauen und Männer sollen in Österreich die gleichen Chancen haben. Der Staat darf Maßnahmen setzen, damit Frauen nicht benachteiligt sind – zum Beispiel durch:
- Förderprogramme für Frauen
- Quotenregelungen
- Gender Budgeting
Das war eine wichtige Forderung vom ersten Frauen-Volksbegehren.
Gesetze zur Gleichbehandlung
Erst in den 2000er Jahren gab es in Österreich klare Regeln für soziale Gleichstellung. Im Jahr 2004 wurden Gesetze aus der EU übernommen. Dazu gehören zum Beispiel:
- Männer und Frauen sollen im Beruf gleich behandelt werden.
- Es darf keine Benachteiligung wegen Geschlecht oder Herkunft geben – z. B. bei Bildung, Wohnung oder Gesundheit.
- Auch im Beruf darf niemand benachteiligt werden wegen Religion, Alter, Behinderung oder sexueller Orientierung.
Dazu wurden auch neue Stellen geschaffen:
- Eine Gleichbehandlungsanwaltschaft (sie hilft Menschen, die sich benachteiligt fühlen)
- Eine Gleichbehandlungskommission (sie prüft Beschwerden)
Quotenregelungen und Frauen in Führungspositionen
Quoten helfen, dass Frauen und Männer in wichtigen Positionen gleich stark vertreten sind. So eine Regel gibt es in Österreich seit den 1980er Jahren in der Verwaltung. Dort ist das Ziel: 50 % der Beschäftigten sollen Frauen sein. Derzeit sind es etwas über 44 %. In Privatunternehmen gibt es keine allgemeine Regel. Aber seit 2018 gilt: In großen Firmen (mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden oder an der Börse) muss mindestens 30 % des Aufsichtsrates aus Frauen bestehen – oder aus Männern, wenn sie die Minderheit sind.
EU-Regelung „Women on Board“
Im Jahr 2012 hat die Europäische Kommission vorgeschlagen, dass mehr Frauen in den Aufsichtsräten sitzen sollen. Nach vielen Jahren Diskussion wurde 2022 die „Women on Board“-Richtlinie beschlossen. Das Ziel
- Bis 2026 sollen in ganz Europa mindestens 40 % der Aufsichtsräte Frauen sein.
- Oder 33 %, wenn man Vorstand und Aufsichtsrat gemeinsam zählt.
Die Mitgliedsstaaten – also auch Österreich – müssen darauf achten, dass die Unternehmen das wirklich umsetzen. Warum ist das wichtig? Weil heute 92 % der Chefs in großen Unternehmen Männer sind. Im Global Gender Gap Index 2024 belegte Österreich Rang 49 von 146 Ländern mit einem Wert von etwa 0,743 (niedriger ist besser). Damit liegt Österreich deutlich hinter Spitzenreitern wie Island oder Finnland (countryeconomy.com).
Vergleich mit Nachbarländern und OECD
| Indikator | Österreich | OECD-Durchschnitt |
|---|---|---|
| Gender Pay Gap | ca. 18 % | 13 % |
| Frauen-Vollzeitquote | 66 % | höher |
| Frauen in Führungspositionen | ca. 35 – 40 % | ca. 40 % |
| Pension Gap | ca. 34 – 38 % | ca. 34 % |
Österreich bleibt hinter Ländern wie Island, Luxemburg oder Deutschland zurück – trotz vieler Verbesserungen in den letzten Jahren.
Wirtschaftliche Teilhabe von Frauen in Österreich
- Im PwC Women in Work Index 2025 liegt Österreich auf Rang 27 von 33 OECD-Ländern (Vorjahr war Platz 26). Die Frauen-Erwerbsquote stagniert, und der Gender Pay Gap liegt bei 18 % – deutlich über dem OECD-Durchschnitt von 13 % (PwC).
- Rund 66 % der Frauen arbeiten Vollzeit, im Gegensatz zu 92 % der Männer – und dieser Anteil stagniert seit Jahren auf niedrigem Niveau (PwC).
- Die Arbeitslosenquote von Frauen stieg auf 4,9 %, was zusätzlich belastend wirkt (PwC).
- Der Equal Pay Day in Österreich fällt im Frühjahr meist auf Mitte Februar – das bedeutet konkret: Frauen arbeiten etwa bis zum 14. Februar 2024, um das Jahresgehalt von Männern zu erreichen, und im Herbst nochmals für ungerechte Differenzen bis Jahresende (Wikipedia).
- Der Gender Pension Gap liegt in Österreich bei rund 34 – 38 % (EU-Vergleich: Durchschnitt ca. 34 %) – Frauen erhalten deutlich weniger Altersbezüge als Männer (Wikipedia).
- Gender-Pay-Gap: Frauen verdienen 18 Prozent weniger als Männer für dieselbe Arbeit
- Der Gender-Pay-Gap ist hierzulande mit 18,4 Prozent der zweithöchste in der EU. Ein Grund dafür ist die weitgehende Wirkungslosigkeit der individuellen Durchsetzung von Ansprüchen. Trotz eindeutiger Rechtslage. Die Einkommensberichte, die 2011 in das österreichische Gleichbehandlungsrecht aufgenommen wurden, können zwar Lohndaten liefern, die klar auf Diskriminierung schließen lassen. Arbeitgeber:innen müssen aber selbst dann, wenn Lohnunterschiede in den Berichten sachlich nicht erklärbar sind, keine Maßnahmen setzen, um diese abzubauen.

Frauen und Männer bekommen für die gleiche oder gleichwertige Arbeit teilweise immer noch unterschiedlich hohen Lohn. Mit 18,4 Prozent ist die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern in Österreich weitaus größer als im EU-Durchschnitt. (Grafik: Eurostat. STATISTIK AUSTRIA)
Unbezahlte Care-Arbeit & strukturelle Rollenverteilung
- Frauen leisten deutlich mehr unbezahlte Care-Arbeit – laut UN Women verbringen Frauen 18,3 % ihrer Zeit damit, Männer nur 9,3 % (data.unwomen.org).
- Traditionelle Rollenbilder sind weiterhin stark verbreitet; oft arbeiten Frauen in schlechter bezahlten Branchen, häufiger in Teilzeit und mit Karriereunterbrechungen (z. B. Karenz) – was zusätzlich das Einkommen und die spätere Pension mindert (reddit).
Politische Teilhabe
Das Thema Demokratie, Politik und Frauen ist ein zentraler Baustein für eine gerechte Gesellschaft. Obwohl Frauen in vielen Demokratien gleiche Rechte haben, zeigt sich in der politischen Praxis noch immer ein Ungleichgewicht bei Macht, Einfluss und Teilhabe.
Politische Vertretung in Österreich (Stand 2024)
- Nationalrat: ca. 41 % Frauenanteil
- Landtage: durchschnittlich 35 – 38 %
- Gemeinden: Bürgermeisterinnen nur etwa 10 %
- In der Bundesregierung: mehrere Ministerinnen, aber immer noch weniger Frauen als Männer
- In Ministerien sank der Frauenanteil von rund 46,7 % (2021) auf 35,7 % (2022), was zu einem massiven Rückfall im Global Gender Gap Ranking geführt hat (OTS.at).
- Im öffentlichen Dienst beträgt der Anteil von Frauen in Führungspositionen etwa 40,5 %, was nahe am OECD-Durchschnitt liegt, aber dennoch nicht ausgeglichen ist (OECD).
Internationaler Vergleich
| Land | Frauen im Parlament (%) | Quote? |
|---|---|---|
| Schweden | 46 % | Nein, freiwillig |
| Deutschland | 35 % | Teils (SPD, Grüne) |
| Frankreich | 39 % | Ja (gesetzlich) |
| Ruanda | 61 % | Ja (gesetzlich) |
| Österreich | 41 % | Parteiabhängig |
Bildung und Gesundheit
Frauen in Österreich zeigen erhebliche Fortschritte im Bildungsbereich – ein positiver Schritt Richtung Gleichstellung. Doch bleibt eine Kluft: in der Weiterbildung, in der beruflichen Nutzung von Bildungsressourcen und in der psychischen Gesundheitsversorgung. Für echte Gleichstellung sind weiterhin strukturelle Reformen nötig – insbesondere mehr Förderangebote in MINT/Führung, gezielte Weiterbildungschancen und eine psychisch-gesundheitsfreundliche Infrastruktur.
Bildung
- Hochschulniveau
- Im Jahr 2022 hatten rund 30 % der 25‑ bis 49‑jährigen Frauen einen Hochschulabschluss – im Vergleich zu etwa 23 % der Männer in dieser Altersgruppe (Kurier).
- Schulabschlüsse
- 2019 besaßen noch mehr Frauen (20 %) als Männer (15,2 %) nur einen Pflichtschulabschluss, während Frauen im tertiären Bereich (20,6 %) den Männeranteil (16,8 %) übertrafen (Parlament Österreich).
- Weiterbildung & Erwachsenenbildung
- 56 % der Frauen und 55 % der Männer nehmen an nicht-formaler Weiterbildung teil – quantitativ kaum ein Unterschied (erwachsenenbildung.at).
- Inhaltlich gibt es jedoch klare Unterschiede: Frauen neigen eher zu Soft-Skill-, Gesundheits- oder Persönlichkeitskursen, während Männer deutlich häufiger technische, IT- oder führungsbezogene Kurse belegen (z. B. IT: 5,9 % bei Frauen vs. 10,3 % bei Männern; Führung: 3,5 % vs. 7,8 %) (erwachsenenbildung.at, erwachsenenbildung.at).
- Konsequenz: Männer verbessern eher ihre karriereorientierte Qualifikationen, Frauen bleiben oft in weniger beruflich relevanten Weiterbildungen stecken (erwachsenenbildung.at).
Fazit Bildung: Frauen überholen Männer in Abschlüssen und Bildungszugang – jedoch spiegeln sich diese Fortschritte bislang nicht gleichwertig in der Karriere, da Bildungswahl und Weiterbildungsformat oft in frauendominierten oder weniger entlohnten Berufsfeldern enden.
Gesundheit
- Gesundheitszustand & Lebenserwartung
- Frauen in Österreich genießen eine höhere Lebenserwartung und länger gesunde Lebensjahre (2023: Frauen durchschnittlich 61,3 Jahre ohne schwere gesundheitliche Einschränkungen) (ec.europa.eu).
- Psychische Gesundheit
- Frauen sind deutlich häufiger von psychischen Erkrankungen betroffen: Depressionen, Angststörungen und Essstörungen kommen bei Frauen deutlich häufiger vor, insbesondere nach der Geburt (~15–20 %) oder bei alleinerziehenden Frauen – zusätzlich erschwert durch finanzielle Abhängigkeit, Teilzeit und Care-Belastung (Gesundheitsportal).
- Frauen haben oft eingeschränkteren Zugang zu Therapie und Versorgung, weil sie tendenziell weniger Geld zur Verfügung haben und Mehrfachbelastungen tragen (Gesundheitsportal).
Fazit Gesundheit: Auch wenn Frauen formal gesünder leben, leiden sie häufiger unter psychischer Belastung und sind strukturell in der Versorgung benachteiligt.

Herausforderungen
- Hoher Gender Pay Gap (ca. 18 %) – deutlich über OECD-Durchschnitt.
- Stagnation bei Erwerbsbeteiligung von Frauen, vor allem Vollzeit.
- Überdurchschnittliche Care-Arbeit, geringe Teilhabe an gut bezahlten Branchen oder Führungspositionen.
- Hoher Pension Gap und drohende Altersarmut – besonders bei Alleinerziehenden.