Zahlen, Daten, Fakten – Österreich
Gewalterfahrungen
Etwa 35 % aller Frauen in Österreich haben seit dem 15. Lebensjahr körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt – sei es privat, öffentlich oder am Arbeitsplatz (news.ORF.at). Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz betrifft mehr als 26 % der Frauen, während etwa 22 % bereits von Stalking betroffen waren (aoef.at).
Femizide: Tötung von Frauen
- 2023 wurden in Österreich 42 Frauen ermordet – ein trauriger Rekord und mehr als doppelt so viele wie 2014 mit 19 Fällen (aoef.at).
- Stand Ende 2024: Insgesamt 27 Femizide wurden registriert (Stand 25. Nov 2024) sowie 39 schwere Gewaltfälle an Frauen (news.ORF.at).
- 2025 bis Anfang August: wurden 15 Frauen getötet – gegenüber 24 im Vergleichszeitraum 2023 – was einen Rückgang signalisiert (Bundesministerium für Inneres).
- Altersprofil der Opfer: 2024 waren mehr als die Hälfte der Femizid-Opfer über 60 Jahre alt (Kurier).
- In den meisten Fällen handelt es sich um Partner- oder familiäre Taten: In über 90 % der Femizid-Fälle bestehen enge Beziehungen zwischen Opfer und Täter (aoef.at).

Präventions- & Schutzmaßnahmen
- Betretungs- und Annäherungsverbote: 2023 wurden insgesamt 15.115 solcher polizeilichen Maßnahmen verhängt – ein Anstieg gegenüber früheren Jahren (aoef.at).
- Gewaltschutzzentren betreuten 2023 rund 24.330 Opfer familiärer Gewalt, wovon etwa 79 % Frauen und Mädchen waren (aoef.at).
- Frauenhäuser & Notrufe: 2022 boten Frauenhäuser Platz für 3.578 Personen, die Frauen-Helpline (0800 222 555) erhielt 2023 insgesamt 4.499 Anrufe – davon über 3.900 mit konkretem Hilfegesuch (aoef.at).
Legislative & institutionelle Fortschritte
- Gewaltschutzgesetz (seit 1997): Österreich nahm eine Vorreiterrolle ein – mit Wegweisung, Betretungsverbot, Hilfe durch Interventionseinrichtungen und einstweiligen Verfügungen (Wikipedia).
- Istanbul-Konvention umgesetzt: 2024 lobt der Europarat Austria für die Verdopplung bis Verdreifachung von Frauenbudgets, Ausfinanzierung der Gewaltschutzzentren und flächendeckenden Beratungsstellen (bundeskanzleramt.gv.at).
- Regierungsmaßnahmen im Jahr 2024:
- Fallkonferenzen, Anti-Gewalttrainings und Waffenverbote für Gefährder (ab August 2024) (Bundesministerium für Inneres).
- Personalaufstockung: von rund 500 auf 1.200 Präventionsspezialisten bei der Polizei (Bundesministerium für Inneres).
- Budgetsteigerung: Frauenförderung auf 33,6 Mio. € (bis 2024) (bundeskanzleramt.gv.at).
- Etablierung Gewaltambulanzen, Ausbau forensisch-klinischer Untersuchungsstellen (Bundesministerium für Justiz).
Herausforderungen
- Altersbezogene Gewalt: 2024 besonders viele Femizide bei Frauen über 60 – hier besteht ein Handlungsbedarf in Prävention, Versorgung und Sensibilisierung (Kurier).
- Umsetzungslücken: Trotz guter Gesetze verlangen Frauenhäuser und NGOs mehr politische Konsequenz, insbesondere was den Zugang zu Hilfe und nationalen Aktionsplänen betrifft (Kurier).
- Zielgruppen-Luft nach oben: Ältere und pflegebedürftige Frauen sind unterrepräsentiert bei Hilfemaßnahmen; nur sehr wenige nutzen die bestehenden Angebote .
Interpretation und Handlungserfordernis: Handlungsempfehlungen laut UN
UN Women und Partner fordern:
- Massive Aufstockung der Finanzierung für Prävention
- Rückhaltende Gesetze für ehrliche Gleichstellung
- Daten und Transparenz, um gezielt intervenieren zu können
- Stärkung von Opferzentrierten Hilfsstrukturen
- Globale Mobilisierung und politische Entschlossenheit bis 2030 (unwomen.org, asiapacific.unwomen.org, AP News).