Geschichte der Gewalt gegen Frauen
Die Geschichte der Gewalt gegen Frauen ist ein komplexes und düsteres Kapitel der Menschheitsgeschichte, das sich über Jahrtausende hinweg zieht. Sie spiegelt gesellschaftliche, kulturelle, rechtliche und wirtschaftliche Machtverhältnisse wider, in denen Frauen systematisch benachteiligt und unterdrückt wurden. Hier ist ein Überblick über zentrale Stationen:
Antike und frühe Hochkulturen
In vielen frühen Gesellschaften – etwa im Alten Griechenland, Rom, Ägypten oder Mesopotamien – wurden Frauen als Besitz ihrer Väter oder Ehemänner betrachtet. Gewalt in der Ehe war weit verbreitet und oft gesellschaftlich akzeptiert. Vergewaltigung galt häufig nicht als Verbrechen gegen die Frau, sondern als Verstoß gegen das Eigentumsrecht des Mannes.
Mittelalter
Im europäischen Mittelalter wurde Gewalt gegen Frauen oft mit Religion und Hexenverfolgung legitimiert. Frauen, die von der gesellschaftlichen Norm abwichen, wurden als Hexen verfolgt, gefoltert und verbrannt. In vielen Kulturen existierten zudem sogenannte „Ehrenmorde“ – ein Konzept, das sich bis heute in einigen Regionen hält.
Frühe Neuzeit und Aufklärung
In der Aufklärung wurde die Idee der Gleichheit geboren, aber sie bezog sich in der Regel nur auf Männer. Frauen hatten kaum Rechte, konnten weder Eigentum besitzen noch wählen. Gewalt – insbesondere häusliche Gewalt – blieb Privatsache.
19. und frühes 20. Jahrhundert
Mit der Frauenbewegung wuchs das Bewusstsein für strukturelle Gewalt gegen Frauen. Erste Organisationen kämpften für Frauenrechte, doch Gesetze zum Schutz vor Gewalt blieben schwach oder fehlten ganz. In vielen Ländern durften Männer ihre Ehefrauen „züchtigen“.
Nachkriegszeit bis 1970er Jahre
Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten sich feministische Bewegungen weltweit dafür ein, Gewalt gegen Frauen sichtbar zu machen. Themen wie Vergewaltigung in der Ehe, sexuelle Belästigung und Gewalt in Beziehungen wurden zunehmend thematisiert.
Ab 1980er Jahre – Fortschritte im Rechtsschutz
Viele Länder führten Gesetze gegen häusliche Gewalt, sexuelle Belästigung und Vergewaltigung ein – auch innerhalb der Ehe. Frauenhäuser und Hilfseinrichtungen entstanden. Die UNO erklärte 1993 Gewalt gegen Frauen offiziell zur Menschenrechtsverletzung.
Gegenwart
Trotz rechtlicher Fortschritte ist Gewalt gegen Frauen weltweit weiterhin ein ernstes Problem. Formen wie Cybermobbing, Menschenhandel, Genitalverstümmelung oder Femizide (gezielte Tötung von Frauen) fordern tägliche Aufmerksamkeit. Bewegungen wie #MeToo haben das Thema stark in den gesellschaftlichen Fokus gerückt.