Frauen und Sprache
Genderst du schon?
Das Thema „Frauen und Sprache“ ist vielseitig und gesellschaftlich relevant. Es behandelt, wie Sprache die Wahrnehmung von Frauen beeinflusst, wie Frauen Sprache verwenden, und welche Rolle sprachliche Gleichstellung spielt. Hier ein Überblick über zentrale Aspekte:
Sprache als Spiegel der Gesellschaft
Sprache bildet gesellschaftliche Strukturen ab – und damit auch Geschlechterrollen. Viele Begriffe und Redewendungen stammen aus patriarchalen Zeiten, was sich etwa in der Verwendung des generischen Maskulinums zeigt („der Arzt“, „der Lehrer“), obwohl Frauen mitgemeint sein sollen.
Gendergerechte Sprache
Um Frauen und andere Geschlechter sichtbar zu machen, werden heute verschiedene Formen verwendet:
- Doppelnennung: „Lehrerinnen und Lehrer“
- Gendersternchen: „Lehrer*innen“
- Gendergap: „Lehrer_innen“
- Neutralisierung: „Lehrkräfte“
Ziel ist es, sprachliche Gleichberechtigung herzustellen und alle Menschen anzusprechen.
Sprachgebrauch von Frauen
Studien zeigen, dass Frauen in bestimmten Kontexten tendenziell:
- häufiger Höflichkeitsformen nutzen,
- mehr soziale Unterstützung durch Sprache ausdrücken,
- indirektere Formulierungen wählen.
Diese Unterschiede sind allerdings nicht biologisch, sondern kulturell geprägt und stark vom Kontext abhängig.
Sprache als Mittel der Emanzipation
Sprachliche Sichtbarkeit ist ein zentrales Anliegen der Frauenbewegung. Der bewusste Umgang mit Sprache kann zur Förderung der Gleichstellung beitragen – beispielsweise durch weibliche Berufsbezeichnungen („Kanzlerin“, „Ingenieurin“), die früher unüblich oder gar nicht existent waren.
Warum gendergerechte Sprache wichtig ist
- Sichtbarkeit und Gleichstellung: Sprache beeinflusst unser Denken. Wenn immer nur von „Ärzten“ oder „Studenten“ gesprochen wird, bleiben Frauen und nicht-binäre Personen unsichtbar. Gendergerechte Sprache macht alle Geschlechter sprachlich sichtbar.
- Vermeidung von Diskriminierung: Studien zeigen, dass Menschen sich stärker angesprochen fühlen, wenn ihre Identität sprachlich berücksichtigt wird. Gendergerechte Sprache fördert also inklusive Kommunikation.
- Gesellschaftlicher Wandel: Sprache verändert sich mit der Gesellschaft. So wie früher „Fräulein“ oder „Neger“ als normal galten, passt sich Sprache heute neuen sozialen Normen an – das betrifft auch geschlechtergerechte Ausdrucksformen.
Kritik an gendergerechter Sprache
- Sprachästhetik und Lesbarkeit: Kritikerinnen empfinden Formen wie „Bürgerinnen“ oder „Zuschauer:innen“ als sperrig oder störend im Lesefluss.
- Überforderung und Ablehnung: Manche Menschen fühlen sich durch die Vielzahl an Genderformen überfordert oder lehnen diese als ideologisch ab.
- Zweifel an der Wirkung: Einige argumentieren, dass sprachliche Veränderungen allein keine gesellschaftlichen Probleme lösen – Gleichstellung müsse in Taten, nicht nur in Worten erfolgen.

Umsetzung der gendergerechten Sprache
Duden – Geschlechtergerechter Sprachgebrauch
Der Duden bietet eine umfassende Übersicht über die wichtigsten Varianten:
- Doppelnennung (z. B. „Kolleginnen und Kollegen“)
- Schrägstrich-Kurzformen (z. B. „Mitarbeiter/-in“)
- Sonderzeichen wie Gendersternchen, Gendergap, Binnen‑I oder Gender-Doppelpunkt. Außerdem werden neutrale Formulierungen (z. B. „Lehrkräfte“, „Studierende“) vorgestellt. (tuwien.at), (Duden)
Plan International – „Gendergerechte Sprache einfach erklärt“
Diese leicht verständliche Einführung erklärt, warum das generische Maskulinum problematisch ist, welche Formen des Genderns üblich sind („*“, „:“, „_“, Binnen‑I) und wie sie gesprochen werden (z. B. mit kurzer Pause oder Glottisschlag). Außerdem wird auf Barrierefreiheit hingewiesen – der Gender-Doppelpunkt ist etwa besser für Screenreader geeignet als das Sternchen. (plan.de)
TU Wien & Freie Universität Berlin – Leitfäden zur Umsetzung
- Die TU Wien hat im Juli 2025 einen Leitfaden für eine inklusive Kommunikation veröffentlicht, der konkrete Empfehlungen enthält, wie gendergerechte Sprache in Alltagstexten angewendet werden kann. (tuwien.at)
- Die Freie Universität Berlin beschreibt, wie Genderstern, Paarformen oder neutrale Formulierungen im offiziellen Sprachgebrauch angewandt werden – mit vielen Praxisbeispielen. (fu-berlin.de)
Feministische Linguistik
Die feministische Sprachkritik ab den 1970er Jahren entwickelte Grundsätze wie explizite Nennung der Geschlechter, Verwendung neutraler bzw. inklusiver Alternativen und neue feminine Wortbildungen. Zum Beispiel sollen feminisierte Berufsbezeichnungen konsequent genutzt und stereotypische Formulierungen vermieden werden. (Wikipedia)
Überblick: Varianten & Umsetzung
| Variante | Beschreibung |
|---|---|
| Doppelnennung | Kolleg*innen und Kollegen; genderneutral wirkend, aber länger im Text |
| Schrägstrich Kurzformen | Mitarbeiter/-innen (amtlich zulässig nach Duden) |
| Genderzeichen | Sternchen (*), Doppelpunkt (:), Unterstrich (_) – inklusiv, aber nicht amtlich |
| Binnen I | SchülerInnen – eingeschränkt inklusiv; weniger gebräuchlich |
| Neutrale Formulierungen | Lehrende, Studierende, Team; besonders barrierefrei und lesefreundlich |
| Umformulierungen | z. B. „alle, die …“, „Personen, die …“ – oft eleganter und inklusiv |
Wenn du wissen willst, wie gendergerechte Sprache funktioniert, sind diese Quellen ideal: Sie verbinden sprachwissenschaftliche Grundlagen, amtliche Empfehlungen, praktische Umsetzungsbeispiele und Tipps zur barrierefreien Anwendung.
- Duden: Einstieg über Regeln und Varianten (Duden), (Wikipedia)
- Plan International: Einfach und praxisnah erklärt (plan.de)
- TU Wien & FU Berlin: Für konkrete Anwendungen in Texten (tuwien.at)
Weiterlesen:
https://www.plan-international.at/gendergerechte-sprache-einfach-erklaert.html
https://www.gleichbehandlungsanwaltschaft.gv.at/dam/jcr:8a95ec39-a1ba-4cc0-9c0e-ba9f22cdbc62/231128_Leitfaden_geschl-Sprache_A5_BF.pdf
https://www.wien.gv.at/medien/service/medienarbeit/richtlinien/leitfaden-gender/praxis-beispiele.html
https://personalwesen.univie.ac.at/organisationskultur-gleichstellung/im-ueberblick/geschlechterinklusive-sprache/
https://www.lpb-bw.de/gendern